Um schneller zu lesen, muss man lernen, nicht mehr einzelne Wörter zu fixieren, sondern ganze Sinneinheiten zu erfassen. Wer zum Beispiel die Wörter »die« und »Kanne« liest, macht das im besten Fall mit einem Blick: »die Kanne«. Ein anderes Beispiel: nicht die Wörter »ganze« und »Sinneinheiten« lesen, sondern »ganze Sinneinheiten«. »Wir können die Blickbewegungen messen«, erklärt Leseforscher Ralph Radach, »dabei sieht man, dass es Leute gibt, die Wörter in der Regel einzeln fixieren. Aber es gibt eben auch Menschen, deren Blick landet oft genau zwischen den beiden Wörtern – und so soll es sein.« Das sei ein Hinweis darauf, dass man die gesamte Sinneinheit erfasse. Geübte Leserinnen und Leser machen das oft intuitiv. Andere können versuchen, sich die Sinneinheiten beim Lesen bewusst zu machen. »Wichtig ist außerdem, alte Lesegewohnheiten abzubauen«, sagt Radach.
Es gibt vor allem zwei Lesegewohnheiten, die viele Leute unnötig bremsen: Erstens hören die meisten Menschen beim stummen Lesen eine innere Stimme, die ihnen den Text vorliest. »Inneres Mitsprechen nennen wir das«, sagt Radach, »das muss man loswerden, wenn man schneller lesen will.« Denn das innere Mitsprechen braucht länger als das visuelle Lesen – und hat nach Angaben des Experten überhaupt keinen Zweck, man brauche es nicht. Zweitens haben viele Menschen die Gewohnheit, beim Lesen immer wieder auf Wörter zurückzuschauen, die weiter links oder auch in der Zeile davor stehen. »Wir tun das, um sicherzugehen, dass wir alles verstanden haben«, sagt Radach, »in einem gewissen Ausmaß ist das in Ordnung. Aber es kostet ziemlich viel Zeit. Und auch das kann man sich abgewöhnen.«
Dies ist ein Auszug aus dem ZEIT-Artikel kann man hier weiterlesen, kostet aber