In den Artikel kann man die Einschätzungen des Bundesverbandes Legasthenie ganz gut wieder finden. AS
In der Schwäche liegt die Kraft – der ganze Artikel Tagesspiegel
„Für manche bleibt Rechtschreibung ein Rätsel. Man müsse Legasthenie früh therapieren, sagen Psychiater. Eine Legasthenikerin hält den Nachteil dagegen für eine Chance. Darüber hat sie ein Buch geschrieben. (Frauke Bergemann:Wieviel legasthe.nie steckt in jedem von uns? Vom Glück vielfältiger Möglichkeiten“) …..
Für Gerd Schulte-Körne, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in München ist das kein Argument. „Sicher entwickeln manche Betroffene bei entsprechender Begabung kreative und berufliche Alternativen für sich“, so Schulte-Körne. Doch würden zahlreiche erwachsene Legastheniker in seine psychotherapeutische Ambulanz kommen, weil sie einfach nicht mehr weiter können. „Einige vermögen ihre Defizite vielleicht gut zu kompensieren, doch vielen gelingt das nicht. Im schlimmsten Fall verzweifeln und vereinsamen sie“, sagt Schulte-Körne. Mit einer echten Lese- und Rechtschreibstörung sei einem Menschen die Teilhabe am normalen beruflichen und sozialen Leben deutlich verwehrt.
Das (Schreiben nach Gehör AS) wiederum hält Gerd Schulte-Körne für eine „absolute pädagogische Fehlentwicklung“: Das Konzept ignoriere die wissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten Jahre, nach denen Orthographie das grundlegende Prinzip für den Schriftspracherwerb ist, kritisiert er. So unmöglich es derzeit noch ist, die genauen Ursachen für Legasthenie zu verstehen – Wissenschaftler gehen von einer genetischen Komponente aus, aber auch von der großen Bedeutung der phonologischen Bewusstheit, also der Fähigkeit, Sprachlaute zu analysieren – so kompliziert ist auch die Diagnose dieser „Teilleistungsstörung“, wie man sie auch nennt. Anders als es Bergemann postuliert, sind sich die Experten einig, dass die Chancen auf Kompensation umso größer sind, je früher eine Störung richtig erkannt und therapiert wird. Generell positiv sehen sie aber ihren Hinweis auf die vielfältigen Begabungen von Kindern. …“