Lesen und Schreiben lernen in der Grundschule bei LiD Faktencheck des Mercator-Instituts der Universität zu Köln
Fazit: Die EINE Methode, bei der alle Schülerinnen und Schüler ohne Probleme Lesen und Schreiben lernen und die alle Lehrkräfte ohne Probleme anwenden können, gibt es nicht.
Folgende Fragen werden u.a. behandelt
Wie haben sich die Rechtschreibleistungen von Schulkindern in den letzten Jahren entwickelt? Worauf sollten Lehrkräfte im Anfangsunterricht achten?
Gibt es wissenschaftliche Untersuchungen, mit welcher Methode Kinder am Besten Lesen und Schreiben lernen?
Untersuchungen über die Wirkung einzelner Methoden sind sehr aufwändig, weil viele Faktoren die Leistungen der Schülerinnen und Schüler beeinflussen (Lehrkraft, sozialer Status etc.). Diese gilt es, in einer Untersuchung zu kontrollieren. Nur so lassen sich Aussagen darüber machen, ob ein Effekt auf eine bestimmte Methode zurückzuführen ist – oder auf andere Faktoren. Bisher vorliegende Untersuchungsergebnisse (vgl. z.B. Weinhold, 2009, 2010; Deimel & Schulte-Körne, 2006) lassen sich für die Schulpraxis wie folgt deuten:
- Leistungsstärkere Kinder lernen Lesen und Schreiben weitgehend unabhängig von der Methode – schwächere Kinder benötigen eher einen strukturierten Unterricht (auch deutliche Instruktionen für die nächsten Arbeitsschritte) und zusätzliche Förderung.
- Schwächere Kinder müssen zudem differenziert diagnostiziert werden, damit sie gezielt gefördert werden können.
- Weiterhin verbessern sich die individuellen Lernergebnisse – besonders der schwächeren Kinder – deutlich, wenn die Lehrkräfte frühzeitig strukturierende Hilfen geben: Strukturvorgaben zu Lernprozess und Lerngegenstand geben Sicherheit.
Es gibt keine belastbaren Studien, die definitiv beweisen oder widerlegen, ob eine Methode grundsätzlich geeignet ist oder nicht. Daher ist es falsch, einzelne Methoden zu verbieten – oder vorzuschreiben. Die EINE Methode, bei der alle Schülerinnen und Schüler ohne Probleme Lesen und Schreiben lernen und die alle Lehrkräfte ohne Probleme anwenden können, gibt es nicht.
Wichtig ist vielmehr, dass Schülerinnen und Schüler verstehen, warum eine bestimmte Schreibregel greift. Werden allein Regeln vorgegeben, ohne die zugrundeliegenden Strukturen zu erklären, sind sie für die Lernerinnen und Lerner oft nicht nachvollziehbar. Günstiger ist es, Verfahren an die Hand zu geben, die unmittelbar verständlich sind, also z.B. ein Wort verlängern, um zu bestimmen, ob es am Ende mit D oder T geschrieben wird (HUND mit D, weil es heißt HUNDE, aber BUNT mit T, weil es heißt BUNTE). Entsprechende Verfahren sind auch für die Großschreibung (Kernwort nach links durch ein Adjektiv erweitern), die Doppelkonsonantschreibung (zweisilbige Form suchen) u.a.m. entwickelt worden.